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toto66
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Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von toto66 »

Nach dem Artikel “Wie kann man hier weiterleben?”, der am 2. September in snob.ru erschienen ist, wurde Wiktor Jerofejew einer immensen Kritik in Russland ausgesetzt, und wurde sogviktor-erofeevar mit einer Extrasendung von Kiseljew “geehrt”.
Hier ein neues Interview mit ihm.

-Viele in der Ukraine sind überzeugt: sobald Putin verschwindet, wird auch die russische Aggression aufhören. Denken Sie genauso?

-Ach, Sie sind doch naiv, wirklich. Menschen, die eine grosse Macht besitzen (und Putin besitzt faktisch unbegrenzte Macht in Russland), legen sich Nachfolger zu, bilden neues Personal aus. Um den russischen Präsidenten herum sind viele Menschen, die seine Ansichten in Bezug auf die Ukraine absolut teilen.
Ich bin überhaupt nicht sicher, dass wenn Putin alt wird und sich zur Ruhe setzt, an seine Stelle ein Mensch kommen wird, der westliche Ansichten vertritt. Das wird nicht passieren. Reale demokratische Veränderungen werden sich in Russland auf viele Jahre ausdehnen, und anfangen werden sie erst, wenn ein neuer Peter der Erste kommt, mit seinen pro-europäischen Zwangsmassnahmen. Noch sieht man ihn nicht. Dafür fordert das neue russische Imperium die Ukraine ein. Das als Maximum, und als Minimum: das Imperium braucht einen Landkorridor aus Russland in die Krim.

-Aber warum hat der russische Normalbürger die Kremlrhetorik so freudig aufgegriffen? Warum ruft gerade die Ukraine so eine Aggression in ihm hervor?

– 2014 ist zu einem Röntgenjahr geworden, vor unseren Augen ist die Offenbarung der Seele eines russischen Normalbürgers geschehen. Es hat sich herausgestellt, dass die absolute Mehrheit der Bevölkerung absolut antiwestliche, antidemokratische und antiliberale Werte propagiert. Und die TV-Propaganda hat damit nichts zu tun, es geht um sehr archaische russische Vorstellungen.
Niemand hat sich hinweggetäuscht, als an die Spitze der Russischen Föderation ein Mensch gekommen ist, der sein ganzes Leben dem Geheimdienst gewidmet hat. Niemand hat gedacht, dass er Russland europäische Werte beibringen wird. Hier muss man sich tief vor Boris Jelzin verneigen, der uns mit diesem Geschenk „belohnt“ hat.
Nicht die Propaganda hat die Köpfe der Bevölkerung so stark beeinflusst. Umgekehrt: zur Freude vieler Bürger hat Putin endlich das zu formulieren angefangen, wovon viele in Russland überzeugt waren, und zwar: alle ukrainischen Maidäne wurden von den Amerikanern organisiert. Die russische Bevölkerung hatte es sowieso schon immer gedacht, aber erst jetzt hat der Staatsoberhaupt ihnen gesagt: „Du bist absolut im Recht, mein Volk!“
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Malcolmix
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Re: Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von Malcolmix »

Alle Achtung. Für den Artikel am 2.9. hat Viktor Jerofejev schon so prominenten Ärger bekommen? Dann sollte man sich nach dem Interview wirklich ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit machen...

Ehrlich gestanden hat mir dieser Artikel wieder etwas ins Bewußtsein gerufen. Es gibt den zum Teil unsinnigen Satz, daß jedes Land die Regierung hat, die es verdient. Das schnelle Ansteigen der Popularitätswerte in Russland für Putin sollte man wirklich nicht zu einfach entschuldigen mit der TV-Propaganda. Das Ganze steckt wirklich tiefer. Ich entsinne mich gut, daß ich vor 7 Jahren mal eine Umfrage aus Russland mitbekommen habe, die besagt, daß 80% der Russen der Meinung sind, es gibt kein ukrainisches Volk. Ich habe mich damals ziemlich gewundert, aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Für mich war es klar, daß es vollkommen irrelevant ist, was ein Russe über die Existenzberechtigung der Ukraine denkt. Mir wird seit diesem Jahr deutlich gezeigt, warum es nicht irrelevant ist. Übrigens ist dies der Hauptgrund dafür, daß ich so komplett die Seiten gewechselt habe. Mir war es auch nicht mehr möglich zu glauben, der ganze Aufstand auf dem Euromajdan sei eine von den USA finanzierte und gesteuerte Veranstaltung. Diesmal kannte ich einfach zu viele, die auf dem Majdan dabei waren. Diesmal fiel mir aber auch auf, daß viele Jüngere aus dem Osten der Ukraine sich sehr stark auf dem Majdan engagiert haben. Das alles deckt sich sehr stark mit dem, was Jerofejev im Interview sagt:

Putin glaubt nämlich, dass der Westen seine Werte der Ukraine aufgedrückt hat, und nicht, dass die Ukraine diese selbst organisch angenommen hat. Und das ist ein ernsthafter Fehler Putins.

Natürlich gibt es nicht den einen Moment der Annahme. Sondern es war ein langer und lange unsichtbarer Prozeß. Ich habe bisher sicherlich auch nur kleine Ausschnitte wahrgenommen. Und ich habe den schleichenden Wandel (der bis heute nicht abgeschlossen ist) bei der Jugend grad im Osten schlicht übersehen. Was mich zu einer Frage verleitet. cronos ist über 70. Die meisten von uns sind um die 50. Wir schlagen Schlachten, die Jüngeren zum Teil wenig bis nichts sagen. Ein 50jähriger Ukrainer aus dem Osten kennt noch die Dauerlüge der sowjetischen Propaganda, in der Westukraine leben nur Faschisten. Ein 25jähriger hat diese Prägung nicht mehr mit der Schulmilch aufgesogen. Selbst wenn dieser 25jährige nicht genügend Geld hat, mal in die Westukraine zu fahren, so hat er aber durch das Internet die Chance, diese bestehenden Feindbilder zu durchbrechen. Seine 50jährige Mutter glaubt vielleicht immer noch, die Faschisten aus der Westukraine wollen alle im Osten ermorden und tun das ja auch im Donbass. Der 25jährige hat Kumpels aus Rivne kennengelernt, weil man vor 8 Jahren die gleiche Lieblingsband hatte und weiß es besser.

In Russland gibts diesen Austausch mit Ukrainern so nicht mehr. Dafür ist das Nachbarland denn doch zu fremd geworden. Sichtbar jetzt vor allem durch die Ereignisse auf dem Majdan. Viele Russen verstehen nicht, was in der Ukraine passiert ist und sind ernsthaft besorgt um ihre gleichaltrigen Bekannten, die vielleicht sogar auf dem Majdan dabei waren und geben ihnen in den Foren gutgemeinte Ratschläge. Auf diese Art hat es in diesem Jahr ne starke Trennung zwischen Russland und der Ukraine gegeben. Ich habe es selbst in einem Forum für ein Online-Fußball-Managerspiel gesehen (und als einziger Westeuropäer in dieser Diskussion auch mitgemischt...).

Dann noch ne weitere Passage:

Die Ukraine muss das archaische russische Bewusstsein komplex und tief analysieren. Man darf es nicht leichtsinnig angehen: nach dem Motto, in Russland sind alle verrückt geworden. Ohne dieses Verständnis ist die Ukraine dazu verdammt, wie ein Don Quijote mit den Windmühlen zu kämpfen und vieles zu verlieren.

Tja. Ich sehe den Text und weiß letztendlich nicht, was er meint. Und mir deucht, Jerofejev weiß es selbst nicht. Eines hatte ich ja schon angemerkt. Korrekterweise müßte man sagen, Russland ist schon länger verrückt. Aber das ist nicht das, was ich sagen will. Russland ist an einem Punkt angelangt, an dem England 10 Jahre nach dem 2. Weltkrieg war. Auch in England hatte nicht jeder mutbekommen, daß das Empire unwiderruflich zusammengebrochen war. Und England hatte in Europa keine Fürsprecher, die jeden Tag versichert haben, man müsse auf diese Besonderheit Rücksicht nehmen... Vielleicht liegt darin eine der Antworten.

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klragl
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Re: Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von klragl »

Lieber Malcolmix,

ein paar zustimmende Ergänzungen:

Zitat "Ich entsinne mich gut, daß ich vor 7 Jahren mal eine Umfrage aus Russland mitbekommen habe, die besagt, daß 80% der Russen der Meinung sind, es gibt kein ukrainisches Volk."

Das ist mir auch diesen Sommer klar geworden: Für die Ukrainer sind die Kämpfer in Donbass "Separatisten", weil sie mir der Ukraine gebrochen haben. Für die Russen aber sind die Ukrainer "Separatisten", weil sie mit Russland gebrochen haben. Russland hat einfach die letzten 25 Jahre in der Scheinwelt gelebt, als habe es die Trennung von der Ukraine nach dem Zusammenbruch der UdSSR nie gegenen. Ich halte das für eine gewisse Realitätsverweigerung, die sich ein großer Nachbar dem kleinen gegenüber leisten kann.

Zitat: "Wir schlagen Schlachten, die Jüngeren zum Teil wenig bis nichts sagen. Ein 50jähriger Ukrainer aus dem Osten kennt noch die Dauerlüge der sowjetischen Propaganda, in der Westukraine leben nur Faschisten."

Es muss aber noch andere Einflussfaktoren geben. Mein Schwiegervater ist Mitte 60 und kommt aus dem russophilen Odessa, er bezeichnet sich als "homo sovieticus", ist aber seit der Eigenständigkeit der Ukraine ein Anhänger der Nato. Als Grund nennt er die unerträglichen Lügen, mit denen er fast 10 Jahre lang von der russischen Propaganda in Afghanistan gehalten wurde. Diese Zeit hat ihn "antirussisch" geprägt. Kameraden aus dem heutigen Russland haben ebenso darunter gelitten, aber ihre Konsequenz war dann nicht die Abgrenzung von Russland, sondern die Ablehnung von muslimisch geprägten Clan Gesellschaften.

Zitat: "Russland ist an einem Punkt angelangt, an dem England 10 Jahre nach dem 2. Weltkrieg war. Auch in England hatte nicht jeder mutbekommen, daß das Empire unwiderruflich zusammengebrochen war."

Ein noch provokanterer Geschichtsvergleicht, im Wissen, dass Fachleute mir heftig widersprechen werden, ich bin aber auch lernfähig: Deutschland hatte den ersten Weltkrieg verloren. Was folgte war wirtschaftliches Chaos und das tiefe Empfinden von verletztem Nationalstolz und dem Verlangen, die alte Größe wieder herzustellen. Seit der Auflösung der Sowjetunion sind auch 25 Jahre vergangen, die chaotischen Jahre danach haben in der Bevölkerung zu einer verklärenden Weltsicht auf die Vergangenheit geführt. Wenn man diesen Vergleich anstellt, können wir froh sein, dass diesen Sommer nicht noch schlimmeres Unheit passiert ist.......

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Anuleb
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Re: Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von Anuleb »

.... leider ist es so, dass noch werden kann, was bisher noch nicht passiert ist.

"Die Ukraine muss das archaische russische Bewusstsein komplex und tief analysieren. Man darf es nicht leichtsinnig angehen: nach dem Motto, in Russland sind alle verrückt geworden. Ohne dieses Verständnis ist die Ukraine dazu verdammt, wie ein Don Quijote mit den Windmühlen zu kämpfen und vieles zu verlieren."

Was er damit sagen möchte ist doch wohl eher, dass die russischen Aggressionen auf absehbare Zeit nicht enden werden. Und damit ist nicht nur die Ukraine gemeint.

Russland selber hat sich in eine Situation manövriert, wo es quasi nur von Feinden umgeben ist. Es benötigt offensichtlich diesen Zustand, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken, bzw. andere "Kräfte" dafür verantwortlich zu machen.

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Re: Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von Sonnenblume »

Anuleb hat geschrieben: Russland selber hat sich in eine Situation manövriert, wo es quasi nur von Feinden umgeben ist. Es benötigt offensichtlich diesen Zustand, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken, bzw. andere "Kräfte" dafür verantwortlich zu machen.
Von angeblichen Feinden. Denn keiner will Russland angreifen.

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Malcolmix
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Re: Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von Malcolmix »

klragl hat geschrieben:Zitat: "Russland ist an einem Punkt angelangt, an dem England 10 Jahre nach dem 2. Weltkrieg war. Auch in England hatte nicht jeder mutbekommen, daß das Empire unwiderruflich zusammengebrochen war."

Ein noch provokanterer Geschichtsvergleicht, im Wissen, dass Fachleute mir heftig widersprechen werden, ich bin aber auch lernfähig: Deutschland hatte den ersten Weltkrieg verloren. Was folgte war wirtschaftliches Chaos und das tiefe Empfinden von verletztem Nationalstolz und dem Verlangen, die alte Größe wieder herzustellen. Seit der Auflösung der Sowjetunion sind auch 25 Jahre vergangen, die chaotischen Jahre danach haben in der Bevölkerung zu einer verklärenden Weltsicht auf die Vergangenheit geführt. Wenn man diesen Vergleich anstellt, können wir froh sein, dass diesen Sommer nicht noch schlimmeres Unheit passiert ist.......
Ich habe eine Weile nach dieser Passage gesucht. Irgendwie konnte ich mich daran entsinnen, daß jemand hier diesen Vergleich gezogen hat, den ich auch immer mal wieder bringe. Historische Vergleiche hinken immer ein wenig, aber sie können auch Dinge erklärbarer machen. Und gerade die Weimarer Republik, die im Prinzip kaum eine Chance hatte, weil die verklärenden Träume in die Vergangenheit den Blick auf die Wirklichkeit immer mehr verstellt hat, ist wirklich eine geeignete Parallele. Sogar inklusive der traumatisierten Soldaten aus dem Afghanistan- und den Tschetschenien-Kriegen. Es gibt natürlich Unterschiede. In Deutschland gab es wenigstens den Versuch einer parlamentarischen Demokratie. Das Scheitern hat andere Gründe als in Russland. Aber das Grundgefühl vieler ist das Gleiche. Man glaubt, permanent zu kurz gekommen zu sein und träumt daher politisch Maßloses. Und läßt rechte politische Wirrköpfe straffrei agieren. Das Spannende am Ganzen ist, daß das Ende der Weimarer Republik auch gleichzeitig das endgültige Ende der Kaisertreuen war. Es gab also letztendlich keine Rückbesinnung, sondern einen neuen Wahnsinn. Auch darin kann man eine Parallele erkennen. Der real existierende Sozialismus hat keinerlei Chancen auf eine Wiederkehr. In diesem Zusammenhang fällt mir auch gerade Wolf Biermann ein, dessen Auftritt vor dem Bundestag fand ich zwar nicht ganz so überragend wie viele andere, aber die Bezeichnung der Linken als Reaktionäre ist absolut korrekt.

Wär jetzt nur noch die Frage offen, ob man Putin mit Hindenburg vergleichen kann. Als Pessimist will ich diese Frage nicht unbedingt verneinen wollen, was die Nachfolge angeht... Einen Unterschied zwischen beiden gibts aber sehr wohl. Hindenburg wußte, von wem die "Dolchstoßlegende" kam. Putin will einen Befehlsnotstand verhindern, der für ihn zum traumatischen Erlebnis wurde. Letztendlich schafft er gerade im Donbass einen permanenten Befehlsnotstand. Aber letztendlich ist das müßig. Wichtig erscheint mir, daß der Minderwertigkeitskomplex der deutschen Rechten und ihre maßlosen Forderungen sowie die der Rechten in Russland erschreckend große Ähnlichkeiten haben. Ich persönlich glaube sogar, daß Putin nicht zu den Rechten zu zählen ist. Aber er begünstigt den Nationalismus der Rechten fast noch stärker als es in der Weimarer Republik der Fall war.

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Anuleb
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Re: Wann ist die russische Aggression zur Ende?- ein Gespräch mit Wiktor Jerofejew

Beitrag von Anuleb »

Er begünstigt den "Nationalismus" (ich halte diesen Begriff für stark untertreibend) nicht nur, sondern er ist auf ihn angewiesen, um seine aussen- und innenpolitischen Ziele durchzusetzen. Es ist eben in meinen Augen nur schwer vorstellbar, dass der russische Mittelstand und/oder die russischen Intelligenz den Kurs Putins vollumfänglich und widerspruchslos akzeptieren und fördern würden.

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