Nützliche und interessante SachenBuch: Zvi Harry Likwornik: Als Siebenjähriger im Holocaust - Nach den Ghettos von Czernowitz und Bérschad in Transnistrien ein neues Leben in Israel 1934-1948-2012

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Handrij
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Buch: Zvi Harry Likwornik: Als Siebenjähriger im Holocaust - Nach den Ghettos von Czernowitz und Bérschad in Transnistrien ein neues Leben in Israel 1934-1948-2012

Beitrag von Handrij »

Was ich damals selbst erlebt und erlitten habe (Aus dem Vorwort des Autors)

Ich, Zvi Harry Likwornik, wurde am 29. März 1934 in Czernowitz geboren, der damaligen Hauptstadt der Bukowina (Rumänien). Meine Eltern waren Dora (geb. Katz) und Willy Wolf Zeev Likwornik. Bei meiner Geburt wurde mir der hebräische Vorname Zvi gegeben (deutsch Hirsch, jiddisch Hersch), Harry war mein bürgerlicher Vorname im Sinne der Anpassung an die deutschsprachige Umgebung, so auch bei meinem älteren Bruder Manfred Elimelech; erst später in Israel wurden dann unsere hebräischen Vornamen benutzt. Für Mama waren wir jedoch stets Manfred und Harry. Zvi wurde ich nach Zvi Hersch Rennert (1860–1932) genannt, dem Vater von David Rennert, Tante Rosas Mann. Zvi Rennerts Frau Pesia Peppi Dvora Rennert (geb. Katz, 1867–1935) war eine Verwandte der Familie meines Großvaters Izik Katz.

Mein ganzes Leben hatte ich die Illusion, dass mir meine grausam geraubte Kindheit irgendwann im Leben zurückgegeben würde. Als ich an meinem Lebensabend feststellte, dass dies nicht geschah und nie geschehen wird, hatte ich das Bedürfnis, wenigstens meine Kindheitserinnerungen aufzuschreiben und weiterzugeben, aber ich hatte nie gedacht, dass das Hervorholen der Erinnerungen aus der Tiefe dieser schrecklichen Zeit so schwer für mich sein würde. Ich wählte diesen schweren Weg in meine ferne Vergangenheit für meine Enkel, Urenkel und die nächsten Generationen, damit es alle wissen können, was mir und meiner Familie widerfahren war. Im Jahre 1941 bin ich als Siebenjähriger in den Holocaust geraten und versuchte nun aufzuschreiben, was ich damals gesehen, gefühlt, selbst erlebt und erlitten habe. Die meisten meiner persönlichen Erinnerungen beginnen mit 7 Jahren im Herbst 1941, dem Beginn unserer persönlichen Schoah. Der Teil meines Lebens von meiner Geburt bis zu diesem Alter ist mir teils durch die Geschichten meiner Mutter (die mein Bruder und ich Mama nannten) und unserer Verwandtschaft bekannt, teils auch durch eigene Erinnerungen. Da die Ereignisse seit meinem 7. Lebensjahr so dominant und schwer waren, erinnere ich mich ständig daran, erlebe sie tagtäglich und besonders in der Nacht wieder und wieder. Die hebräische Ausgabe meiner Kindheitserinnerungen wurde dank der aktiven Hilfe von Warda Granot (Holon) vollendet und somit mein Traum vieler Jahre 2011 endlich verwirklicht. Galia Ben Tov (Sichron Yaakov) hat den hebräischen Text ins Deutsche übersetzt, und Prof. Wiehn (Konstanz) hat diesen schließlich lektoriert und zum Druck vorbereitet. über diese deutsche Ausgabe freue ich mich auch deshalb ganz besonders, weil Deutsch die Sprache meiner Mutter war und also meine Muttersprache geblieben ist.

Tel Aviv, Anfang 2012

Zvi Harry Likwornik
Als Siebenjähriger im Holocaust
Nach den Ghettos von Czernowitz und Bérschad in Transnistrien
ein neues Leben in Israel 1934-1948-2012

Konstanz 2012, 210 Seiten, viele Fotos, € 18,00.
ISBN 978-3-86628-426-5

Hartung-Gorre Verlag / Säntisblick 26 / D-78465 Konstanz
Telefon: +49 (0) 7533 97227 Telefax: +49 (0) 7533 97228
Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... eMail: verlag@hartung-gorre.de



Anmerkungen zu dem Buch „Als Siebenjähriger im Holocaust“ von Zvi Likwornik

Gerne möchte ich Zvis Wunsch nachkommen und mich zu seinem Buch äußern, das soeben im Hartung-
Gorre Verlag erschienen ist.

Wir sind uns im Jahr 2002 im Rahmen einer von dem Verein Yad Ruth in Hamburg veranstalteten Woche
der Begegnung erstmalig begegnet. Seine erste Frage während der Autofahrt vom Flughafen zum Hotel
war: “Aus welchen Gründen machen Sie das (nämlich, dass er von Yad Ruth zusammen mit den anderen
Überlebenden eingeladen wurde) – aus religiösen oder humanitären Gründen?“ Diese Frage war absolut
berechtigt, wenn man bedenkt, wie viel Schreckliches ihm ca. 60 Jahre davor von Deutschen angetan
wurde. Kann man denen heute wirklich vertrauen?

Im Hotel angekommen, lag ihm daran, mir anhand einiger Fotos zu zeigen, wer alles von seiner Familie
und Verwandtschaft im Holocaust umgekommen ist. Meine aufrichtige Anteilnahme und spontan gezeigte
Reue als ein Glied des deutschen Volkes hatte wohl dazu beigetragen, dass sich die beiderseitige
Anspannung legte und wir uns etwas näher kamen. Heute, nach 10 Jahren hat sich zwischen uns beiden,
inklusiv unserer Ehefrauen, eine echte Freundschaft entwickelt. Sie beinhaltet u. a., dass wir uns öfters
gegenseitig besuchten, Reisen machten und im letzten Jahr gemeinsam die Orte aufsuchen konnten, wo
Zvi mit seiner Familie so furchtbar leiden musste – beginnend im Dezember 1941 mit dem Todesmarsch
von Czernowitz, der ehemaligen Bukowina, in das Ghetto nach Berschad, dem ehemaligen Transnistrien.

Trotz aller Ermunterungsversuche hatte Zvi über all die Jahre nicht die notwendige innere Kraft
aufbringen können, seine schrecklichen Erlebnisse aufzuschreiben. Sobald er anfing, sich in stärkerem
Masse als üblich an die Geschehnisse zu erinnern, haben auch die nächtlichen Albträume zugenommen.
Darum freue ich mich um so mehr, dass das Buch nun erscheinen konnte, in dem er uns sein
wechselvolles Leben in spannender Weise schildert – ein Leben, das wir Deutsche schon an seinem
Anfang fast ausgelöscht hätten.

Ein Zweifaches will uns sein Buch vermitteln:

Es will uns zunächst mit der Tatsache vertraut machen, dass der Holocaust nicht nur in den uns bekannten
KZs wie Auschwitz und Treblinka stattgefunden hatte, sondern mindestens genauso brutal in den
Gebieten des heutigen Moldawien und der östlichen Ukraine.

Und dann will es uns nahe bringen, was es für einen siebenjährigen Jungen bedeutet, seinen Vater in der
Horrorwelt des Holocaust zu verlieren und mit diesem kindlichen Trauma ein ganzes Leben lang fertig
werden zu müssen. Dazu einige Sätze aus seinem Buch (S. 62):

„Er (sein Vater) war noch einer der 15.000 Toten dieses schrecklichen Winters in Berschad und noch
einer von Millionen, die zur selben Zeit in Europa starben. Aber er war mein Vater. Der Vater, der mir
mein ganzes Leben lang fehlen sollte, und zwar bis heute, wo ich selbst schon Vater und Großvater bin.
Mein ganzes Leben fehlte mir sein väterlicher Rat, sein väterlicher Blick, seine Hand in meinem Leben
und das Gefühl der Sicherheit, das er vermittelte. Mir fehlte seine väterliche Umarmung.“

Das Besondere an diesem Buch ist, dass ein Siebenundsiebzigjähriger seine noch als Kind durchlittene
Zeit im Holocaust sehr eindrücklich, ohne Pathos, aber doch zu Herzen gehend, schildert - dazu von einem
Ort, der uns weitgehend unbekannt ist. Weiter ist hervorzuheben, dass Zvi uns in offener Weise an seinem
weiteren Leben nach der Befreiung im Sommer 1944 teilhaben lässt - seine mit seiner Mutter schwierige
Alija ins Land der Väter, der entbehrungsreiche Anfang in Eretz Israel, bis hin zum glücklichen Ehemann,
Vater und Großvater – und wie er endlich im Jahr 2011 an den Ort zurückkehren konnte, wo er in solch
tragischer Weise seinen Vater verloren hatte, um ihm am Massengrab von Berschad als Sohn die letzte
Ehre zu erweisen und das für einen Juden so wichtige Totengebet, das Kaddisch, zu sprechen.

Abschließend kann ich nur betonen, dass dieses Buch absolut lesenswert ist, gerade für uns Deutsche, die
wir aus diesem beschämenden Abschnitt unserer Geschichte lernen sollten - für uns persönlich und unser
Volk, und um uns immer wieder neu bewusst zu werden, welche Verantwortung wir heute tragen in
unserem Handeln gegenüber dem jüdischen Volk und dem Staat Israel.

Paul Laipple, Hamburg, 30.6.2012

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