/Galizien - Fragmente eines diskursiven Raums/, Studienverlag, Innsbruck 2010, 232 Seiten
Galizien ist 1772 von den österreichischen Behörden erfunden worden und im Ersten Weltkrieg wieder untergegangen. Dennoch ist es in den letzten Jahrzehnten vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen, literarischen und wissenschaftlichen Interesses in Österreich, der Ukraine, in Polen und anderen Ländern getreten. Von einer Erkundung der imperialen Bürokratie über ein zweifaches nationales Piemont bis hin zu einem nostalgisch verklärten exotischen Mythos: Das habsburgische Galizien dient verschiedenen kulturwissenschaftlichen Ansätzen als Projektionsfläche von Herrschaftsansprüchen und symbolischen Aneignungen. Die Beiträge dieses Bandes beschäftigen sich mit unterschiedlichen Facetten dieses Kaleidoskops Galizien und lassen sich in ihrer Gesamtheit als ein interdependentes Geflecht von Annäherungen an diesen Raum lesen -- als ein Dialog zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Zugängen: von der Formierung von nationalen Grenzziehungen und Identitäten im späten 19. Jahrhundert, über die Entwicklung von Sprachen und gesellschaftlichen Bewegungen bis hin zu den Erinnerungskulturen des 20. und 21. Jahrhunderts.
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Inhalt
- Andreas Kappeler: Vorwort
- Simon Hadler, Francisca Solomon: Einleitung
- Jan Surman: Figurationen der Akademia. Galizische Universitäten zwischen Imperialismus und multiplem Nationalismus
- Klemens Kaps: Peripherisierung der Ökonomie, Ethnisierung der Gesellschaft: Galizien zwischen äußerem und innerem Konkurrenzdruck (1856--1914)
- Angélique Leszczawski-Schwerk: Frauenbewegungen in Galizien um 1900 -- Raum zwischen Kooperation und Konfrontation?
- Francisca Solomon: Zum Problem des Kulturtransfers und der Haskala in Galizien. Eine methodologische Annäherung am Beispiel von Nathan Samuely (1846--1921)
- Ihor Kosyk: To Marry the Other: Zur Geschichte der gemischten Ehen in Galizien und Lemberg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Natalija Budnikova: Sprachorientierung der frühen Russophilen anhand von Beispielen aus der galizischen Presse zu Mitte des 19. Jahrhunderts
- Ihor Datsenko: Das Wörterbuch der Juridisch-politischen Terminologie (1851) als Index der galizischen Realität
- Philipp Hofeneder: Sprach- und Geschichtsmythen der in Galizien publizierten ruthenischen Geschichtslehrbücher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Simon Hadler: Von sprechenden Steinen. Die Mythologisierung des urbanen Raumes in Krakau
- Martin M. Weinberger: Gewaltmarsch durch Galizien. Der Erste Weltkrieg in Galizien und die topographisch-geschichtskonzeptualen Strategien im Werk der Marianne Fritz
- Roman Dubasevych: Über Erinnerung in die Postmoderne: Paradigmen der westukrainischen Literatur nach der Wende