WirtschaftDer Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

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Handrij
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Der Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

Beitrag von Handrij »

Der ukrainischen Wirtschaft geht es besser, die Landeswährung sackt trotzdem wieder ab. Analysten warnen vor massiven Währungsspekulationen

Wien - Nach ersten Anzeichen der Erholung in der krisengeschüttelten Ukraine kommt das Land erneut unter Druck. Nach starken Abwertungen hatte sich der Kurs der ukrainische Währung, der Hrywnja, wieder stabilisiert. Doch seit einigen Wochen fällt der Wechselkurs wieder, was Fremdwährungskreditnehmer und Banken in Bedrängnis bringt.

Die Hrywnja sackte gegenüber dem US-Dollar - die meisten Ukrainer halten ihre Fremdwährungskredite in Dollar - allein in den ersten Septembertagen um mehr als vier Prozent ab, in den vergangenen Wochen gab es gar eine Entwertung von 14 Prozent.

Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche spricht von einer "zweiten Abwertungswelle". Vor Krisenbeginn war ein Dollar um fünf Hrywnja zu haben, am Höhepunkt des Währungsverfalls lag der Kurs bei 1:9. Nach der Abwertungswelle der vergangenen Tage kratzte die Hrywnja erneut an dieser Marke.

Das betrifft auch österreichische Banken: Allein die Raiffeisen Bank Aval, die zu Raiffeisen International gehört, hat in der Ukraine Kredite im Wert von 4,9 Milliarden Euro vergeben, 68 Prozent davon in Fremdwährungen. Die Erste Bank Ukraine weist Dollarkredite in Höhe von 560 Mio. Euro aus.

Bemerkenswert ist nun allerdings, dass Astrov und auch die Analysten der Raiffeisen darin übereinstimmen, dass die neue Abwertungswelle unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld stattfindet. Denn dieses hat sich, wie Astrov im Standard-Gespräch darlegt, verbessert. Die ukrainische Leistungsbilanz ist heute weit ausgeglichener als um den Jahreswechsel. Die Währung massiv unter Druck gebracht hatte zunächst der starke Rückgang bei den ukrainischen Exporten. Und die ukrainische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten etwas erholt.

Für die neuerliche Abwertung macht Astrov daher auch primär Angst verantwortlich: Ökonomen hatten eigentlich erst für den Herbst eine Abwertung prognostiziert, weil da die Devisenkredite vieler ukrainischer Banken fällig werden, sie also Hrywnja gegen den Dollar eintauschen müssen. Um dieser Entwertung zuvorzukommen, flüchten sich aber bereits jetzt viele Ukrainer in den Dollar, was die Entwertung antreibt.

Analysten der Commerzbank warnen laut der Financial Times nun sogar vor massiven Spekulationsangriffen gegen die Hrywnja. Astrov dagegen meint, dass die ukrainische Nationalbank in der Lage wäre, den Kurs zu stabilisieren. Die Ukraine hat vom Internationalen Währungsfonds einen Kredit in Höhe von 16,5 Milliarden Dollar zugesagt bekommen, mit einem Teil des Geldes könnte die Hrywnja gestützt werden.

Währungsfonds zahlt nicht

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Bohdan Petrushchak
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Re: Der Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

Beitrag von Bohdan Petrushchak »

Was diesbezüglich angeht, muss ich sagen, dass diese zweite Abwertungswelle einen negativen Einfluß auf die Bevölkerung hat, insbesondere, was die Erwartungen der Menschen bezüglich der zukünftigen Preisbewegungen betrifft. Die Menschen sind verwirrt, sie wissen nicht mehr, wie sich die Situation auf dem ukrainischen Währungsmarkt weiter entwickeln soll, und diese Unsicherheit hat sehr signifikante Folge: die Menschen in Erwartung der weiteren Abwertung der nationalen Währung häufen immer mehr fremder Währung an, das bedeutet, dass die Nachfrage nach Dollar bzw. Euro steigt, was weitere Wertverluste für Hrywnja bedeutet. Der Hauptgrund des Problems besteht darin, dass die Menschen sich auf den Mechanismus des Wechselkurses der Hrywnja überhaupt nicht verstehen, und dadurch viele Fehler machen, die einheimische Währung schwächen.
Die Grundidee des Mechanismus der Preibildung am Währungsmarkt besteht darin, dass alle Geschäfte, die die Nachfrage nach einheimischen Waren seitens der Ausländer den Wechselkurs der einheimischen Währung steigern, dadurch gewinnt Hrywnja an Wert, und die Wirtschaft entwickelt sich normal und umgekehrt. Bei uns ist es leider nicht der Fall:
- Man muss eingestehen, dass es gibt nicht so viele einheimische Ware, die auf dem Weltmarkt nachgefragt werden, es gibt nur einzelne gewinnbringende Exportpositionen, u. a. die Produktion der Metalurgie, die Rohstoffe usw. Die Importmenge ist größer, dadurch entsteht Leistungsbilanzdefizit, das die Abwertung der Währung beschleinigt. Der steile Rückgang der Nachfrage nach der Produktion der einheimischen Metalurgie-Industrie, wurde zu einem der Gründe der ersten Abwertungswelle. Aufs System, das sich in der Krise befindet, ist es leicht, einen Einfluß auszuüben. Durch die Manipulationen mit Bewusstsein der Menschen angesichts der zukünftigen Wahlen, bezwecken, meiner Meinung nach, einige politische Mächte das Elektoralkapital zu gewinnen. Aber, wie ich gesagt hatte, ist dieser Mechsnismus ziemlich kompliziert, und nicht einmal unsere Politiker sich mit ihm auskennen, sie müssen mehr darauf achten, was sie da vom Rednerpult sagen, und welche Folgen ihre Äuserungden haben können.

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Handrij
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Re: Der Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

Beitrag von Handrij »

Bohdan Petrushchak hat geschrieben: Der Hauptgrund des Problems besteht darin, dass die Menschen sich auf den Mechanismus des Wechselkurses der Hrywnja überhaupt nicht verstehen, und dadurch viele Fehler machen, die einheimische Währung schwächen.
Die Menschen machen genau das Richtige, denn sie handeln aus individuellen Überlegungen und damit "individuell rational". Ich muss so und so viel Dollar/Euro/Franken haben, um meine Kredite zu begleichen, also kaufe ich die jetzt, da meine Erwartung ein fallender Hrywnjakurs ist und ich mich lieber jetzt mit Devisen eindecke als später. Diese individuell rationale Herangehensweise führt aber letztendlich zu gesellschaftlich negativen Ergebnissen, indem eben diese Erwartung, dass der Hrywnja-Kurs sich verringert, sich wirklich einstellt, da alle davon ausgehen. Ob man diese Erwartung "manipulieren" kann bezweifle ich bzw. kann ich nicht einschätzen. Jedenfalls bemüht sich die Zentralbank, die auch nur begrenzte Mittel hat. Man kann bei gezielten Interventionen der Zentralbank zur Stützung des Kurses abschätzen, wann sie den Kurs völlig freigeben muss, nämlich dann, wenn ihre Reserven zu Ende sind - Argentinien 2001, Thailand 1997 sind dafür Beispiele usw. Ein Mittel dagegen wäre ein Umtauschzwang für die Exporteure und insgesamt eine Kapitalverkehrskontrolle, das lässt aber der IWF - der die Musik bezahlt - nicht zu.
Bohdan Petrushchak hat geschrieben:
- Man muss eingestehen, dass es gibt nicht so viele einheimische Ware, die auf dem Weltmarkt nachgefragt werden, es gibt nur einzelne gewinnbringende Exportpositionen, u. a. die Produktion der Metalurgie, die Rohstoffe usw. Die Importmenge ist größer, dadurch entsteht Leistungsbilanzdefizit, das die Abwertung der Währung beschleinigt. Der steile Rückgang der Nachfrage nach der Produktion der einheimischen Metalurgie-Industrie, wurde zu einem der Gründe der ersten Abwertungswelle.
Das Leistungsbilanzdefizit war auch schon vor der Krise da, was im Übrigen ein Problem nicht nur der Ukraine ist/war. Dies stellt aber kein Problem für den Wechselkurs da, solange es genügend Kapitalzuflüsse gibt, um die ausländischen Waren zu finanzieren. Daher immer das Geschrei nach den Direktinvestitionen, dem gutwilligen Investor mit dem großen Geldkoffer, der dann eine Produktion startet und wenn es dann viele neue Produktionsstätten gibt, dann kehren sich die Verhältnisse in den Warenströmen um und die einheimische Währung wird gefragter. Soweit das Wunschdenken ... Doch in den letzten Jahren gab es zwar eine Steigerung der ausländischen Direktinvestitionen (wenn man von zypriotischen Konten überhaupt als Auslandskonten reden kann), doch ein Großteil der Kapitalzuflüsse ging in die Kreditvergabe für Konsumenten und auch Immobilien. Das heißt interessanterweise werden Waren und das benötigte Geld für die Waren vom Ausland geliefert. Vor diesem Problem steht/stand nicht nur die Ukraine, sondern eigentlich halb Osteuropa und die angloamerikanischen Länder. Auf der anderen Seite sitzen die so genannten Exportnationen Deutschland, Japan und China, sie liefern die Waren und die zugehörigen Finanzierungen. Tja, und als das scheue Reh namens Kapital Probleme auf den Heimatmärkten bekam, lernte es das Laufen. Zum weiterhin existierenden Leistungsbilanzdefizit (im Frühjahr wurde kurzzeitig mehr exportiert als importiert, doch derzeit gibt es IMHO wieder ein Handelsdefizit) kommt noch der Kapitalabfluss. Kein Wunder, dass der Währungskurs abschmiert, da helfen auch die bisher eingetroffenen 10 Mrd. Dollar vom IWF nur bedingt.
Übrigens gibt es in der Ukraine nicht nur Metalle zu exportieren. Gerade bemüht sich ein ukrainisches Unternehmen Vertriebspartner für ihre ]E-Booklesegeräte in Europa zu finden. Die Produktion wird zwar nicht vollständig in der Ukraine stattfinden - oder doch?? - doch ist das allemal besser, als weiter den Sowjetschrott zu verticken. Als ich die Werbung vor einem halben Jahr hier in Kiew im Fahrstuhl sah, konnte ich es kaum glauben, dass es eine ukrainische Entwicklung ist, doch scheint das wirklich der Fall zu sein.
Bohdan Petrushchak hat geschrieben:
Aufs System, das sich in der Krise befindet, ist es leicht, einen Einfluß auszuüben. Durch die Manipulationen mit Bewusstsein der Menschen angesichts der zukünftigen Wahlen, bezwecken, meiner Meinung nach, einige politische Mächte das Elektoralkapital zu gewinnen. Aber, wie ich gesagt hatte, ist dieser Mechsnismus ziemlich kompliziert, und nicht einmal unsere Politiker sich mit ihm auskennen, sie müssen mehr darauf achten, was sie da vom Rednerpult sagen, und welche Folgen ihre Äuserungden haben können.
Die Äußerungen darüber, dass der olle Jusch an der Abwertung der Hrywnja verdient, halte ich für vollständigen Unsinn und ich bezweifle, dass die ukrainischen Politiker sich nicht mit Wechselkursproblemen auskennen, denn ansonsten würden sie schon längst am Hungertuch nagen. Interessant an deiner Äußerung ist, dass du einerseits Manipulationen unterstellst und andererseits den Politikern im Allgemeinen die Kompetenz absprichst.
Es gibt zwar einige ukrainische Spezifika, z.B. die Handlungsunfähigkeit des Parlamentes und eine gewisse Gleichgültigkeit, doch hat halb Osteuropa die gleichen Probleme (Baltikum, Rumänien, Serbien, Bulgarien). Wenn Spanien und Irland nicht den Euro hätten, würden sie ebensolche Währungsverluste aufweisen. Das britische Pfund ist ebenfalls sehr unter Druck geraten gegenüber dem Euro. Die ukrainischen Machthaber sind nicht immer an allem schuld. Die Abwertung der Hrywnja hat zwar auf die Importeure und die Leute mit Fremdwährungskrediten durchgeschlagen, doch andererseits einigen Exporteuren den Warenabsatz erleichtert. Wer stärker abwertet, wird relativ wettbewerbsfähiger, auch wenn man weiterhin nur Schrott äh Metalle im Angebot hat.
Soweit so ungenau zu diesem Thema ...

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Bohdan Petrushchak
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Re: Der Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

Beitrag von Bohdan Petrushchak »

Handrij hat geschrieben: Ich muss so und so viel Dollar/Euro/Franken haben, um meine Kredite zu begleichen, also kaufe ich die jetzt, da meine Erwartung ein fallender Hrywnjakurs ist und ich mich lieber jetzt mit Devisen eindecke als später.
Mit dieser Äuserung bin ich teilweise einverstanden, wenn man einen Kredit begleichen muss, ist diese Vorgehensweise rational, das Problem besteht jedoch nicht darin, dass die Menschen die Kredite zu begleichen haben, es geht eher darum, dass das rational handelnde Individuum einen Kredit in jener Währung nehmen wird, in der es verdient. Verdiene ich in Hrywnja, dann werde ich bestimmt Kredit in Hrywnja aufnehmen - und falls irgendeine Probleme mit Wechselkurs jedoch auftreten, verliere ich durch Werchselkursparität nicht - das nenne ich rationale Vorgehensweise.
Handrij hat geschrieben:Ob man diese Erwartung "manipulieren" kann bezweifle ich bzw. kann ich nicht einschätzen.

Meine Meinung nach sind menschliche Erwartungen leicht zu manipulieren, z. B. der Informationsangriff gegen Prominvestbank hat zur Folge, dass eine der größten ukrainischen Banken pleite ging, und, soweit ich weis, sind sich die Experten darüber einig, dass es keine Fundamentaldaten zur Insolvenz gab: die Einlage der Bankkunden werden auf verschiedene Weise verwendet, von diesem Geld stellt man Kredite bereit usw., und wenn eines Tages viele Menschen ihre Einlagen vom Konto abheben wollen, weil diese Bank irgendeinen Gerüchte nach pleite gehen wird, wird diese Bank tatsächlich pleite gehen.
Was die Äuserungen angeht, muss ich auch sagen, dass man glaubt, dass die Aussage von Stelmach, dass Dollar villeicht zehn oder elf Hrywnja kosten wird (und das zur Zeit, wenn es noch keine Probleme mit Wechselkurs gab), der Auslöser der Panikstimmung war, die eine verstärkte Nachfrage nach Dollar verursacht hatte. Die Folgen sind allgemein bekannt.

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Handrij
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Re: Der Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

Beitrag von Handrij »

Bohdan Petrushchak hat geschrieben:
Handrij hat geschrieben: Ich muss so und so viel Dollar/Euro/Franken haben, um meine Kredite zu begleichen, also kaufe ich die jetzt, da meine Erwartung ein fallender Hrywnjakurs ist und ich mich lieber jetzt mit Devisen eindecke als später.
Mit dieser Äuserung bin ich teilweise einverstanden, wenn man einen Kredit begleichen muss, ist diese Vorgehensweise rational, das Problem besteht jedoch nicht darin, dass die Menschen die Kredite zu begleichen haben, es geht eher darum, dass das rational handelnde Individuum einen Kredit in jener Währung nehmen wird, in der es verdient. Verdiene ich in Hrywnja, dann werde ich bestimmt Kredit in Hrywnja aufnehmen - und falls irgendeine Probleme mit Wechselkurs jedoch auftreten, verliere ich durch Werchselkursparität nicht - das nenne ich rationale Vorgehensweise.
Nun gut, meine obige Aussage geht auf die Situation ein, wo das "Kind bereits in den Brunnen gefallen war", also die Ukrainer bereits viele Kredite in Fremdwährung hatten. Das ging ja auch alles gut, solange der Wechselkurs stabil war. Anreiz für die Kreditaufnahme in Devisen waren die niedrigen Zinsen und das wegfallende Inflationsrisiko. Hier kann man die Frage stellen, warum überhaupt Kredite in Fremdwährungen zugelassen wurden. Auf jeden Fall kann man konstatieren, dass diese Form der Kreditvergabe in einem gewissen Zeitraum (von 2003??? bis 2008) wenigstens den Konsum befeuert hat und daran anknüpfend einige wenige Produktionsbereiche (Automobile, Bau ...). Was gleichzeitig aber wiederum die Inflation antrieb und damit den Anreiz erhöhte Kredite in Devisen aufzunehmen. Nunja, die Konsumparty ist erst einmal für einen Teil der Leute vorüber und nun werden Schuldige gesucht (und natürlich gefunden).
Bohdan Petrushchak hat geschrieben:
Handrij hat geschrieben:Ob man diese Erwartung "manipulieren" kann bezweifle ich bzw. kann ich nicht einschätzen.

Meine Meinung nach sind menschliche Erwartungen leicht zu manipulieren, z. B. der Informationsangriff gegen Prominvestbank hat zur Folge, dass eine der größten ukrainischen Banken pleite ging, und, soweit ich weis, sind sich die Experten darüber einig, dass es keine Fundamentaldaten zur Insolvenz gab: die Einlage der Bankkunden werden auf verschiedene Weise verwendet, von diesem Geld stellt man Kredite bereit usw., und wenn eines Tages viele Menschen ihre Einlagen vom Konto abheben wollen, weil diese Bank irgendeinen Gerüchte nach pleite gehen wird, wird diese Bank tatsächlich pleite gehen.

Es ist tatsächlich eine interessante Frage, wer die PromInvestBank haben wollte. Ich stimme dir zu, dass die "Fundamentaldaten" (Bilanzen sollten wohl nach den Ereignissen der letzten Jahre - Enron, Maddoff, diverse Banken - etwas vorsichtiger aufgenommen werden) wohl keinen Anlass zur Sorge geben. Für mich ist aber die Frage, wieso die Leute den absichtlich gestreuten Gerüchten Glauben schenkten. Hier spielen vielleicht ukrainische Spezifika rein, das heißt die Erfahrungen der 90er und die Angst davon noch einmal alles zu verlieren. Doch vielleicht war insgesamt die Angst vor einer Krise bzw. einem Überschwappen der Krise - aufgrund der Nachrichten aus der Welt - bei den Leute bereits vorhanden und musste nur aktiviert werden.
Bohdan Petrushchak hat geschrieben: Was die Äuserungen angeht, muss ich auch sagen, dass man glaubt, dass die Aussage von Stelmach, dass Dollar villeicht zehn oder elf Hrywnja kosten wird (und das zur Zeit, wenn es noch keine Probleme mit Wechselkurs gab), der Auslöser der Panikstimmung war, die eine verstärkte Nachfrage nach Dollar verursacht hatte. Die Folgen sind allgemein bekannt.
[smilie=blush.gif] Oh, das habe ich nicht mitbekommen. So etwas ist für einen Zentralbankpräsidenten einfach nur unprofessionell oder wirklich eine kalkulierte Manipulation. Eher letzteres, so verkalkt kann er ja nun nicht sein, oder?

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Bohdan Petrushchak
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Re: Der Standard: Zweite Abwertungswelle erfasst die Ukraine

Beitrag von Bohdan Petrushchak »

Handrij hat geschrieben:Hier kann man die Frage stellen, warum überhaupt Kredite in Fremdwährungen zugelassen wurden.
Es wurde sehr korekt betont: soweit ish weiß, der Anteil der Kredite in Fremdwährungen am Hypothekenportfolio der einheimischen Banken fast 80% ausmacht, und es ist dabei, dass Immobilien überhaupt keine Exportwaren sind - woher stammen dann diese Bedingungen der Baufirmen, die Wohnungen in Fremdwährungen zu verkaufen??? Es ist ein wirkliches Problem, und ich weiß nicht warum die NBU darauf nicht reagiert hatte, obwohl die Regulierung des Kapitalmarkts und Aufsicht über ihm, insbesondere Bankenaufsicht, einige der Funktionen der NBU sind (neben der Unterstützung und der Gewährleistung der Stabilität der ukrainischen Währung (das Hauptziel der NBU) - unter den Umständen auch die Unterstützung der Preisniveaustabilität).
Handrij hat geschrieben:Hier spielen vielleicht ukrainische Spezifika rein, das heißt die Erfahrungen der 90er und die Angst davon noch einmal alles zu verlieren.
Die Erfahrungen der 90er spielte auch dabei eine entscheidende Rolle: nach der Insolvenz der "Ukraine" (so hieß eine Bank) wurden Menschen etwas vorsichtiger, aber, wie es scheint, können die Vorsichtsmassnahmen auch eine andere Seite haben. Die Theorie besagt, dass kurzfristige Abhebung des Gelds von den Einlegern, die Bankmanager davor warnt, ein zu großes Risiko nicht einzugehen - bei uns arbeitet dieser Mechanismus aber nicht, weil es im Ergebniss keine Bank mehr existiert.

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