VermischtesLustig: Andruchovytsch verarscht Inkasso-Leute

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mbert
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Lustig: Andruchovytsch verarscht Inkasso-Leute

Beitrag von mbert »

Wir haben gerade mal wieder was schönes zum Lachen gehabt, was ich Euch nicht vorenthalten will.
Der Artikel heißt Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links .... Er ist schwer zu übersetzen, ich versuche es mal mit einer Zusammenfassung.
Der Titel bedeutet wörtlich übersetzt "Freies Land oder unfreies Land?", wobei "freies Land" in russischer und "unfreies Land" in ukrainischer Sprache steht. Andruchovytsch erzählt eine Geschichte, die er offenbar selber erlebt hat. Ein entfernter Bekannter hat vor einigen Jahren mal Andruchovytsch's Telefonnummer bei seiner Bank hinterlegt, als er dort einen Kredit aufnahm. Nun kann er den Kredit nicht zurückzahlen, und die Leute von der Bank rufen bei Andruchovytsch an. Etwas genauer - ein Inkassounternehmen, an das die Bank offenbar die Forderung weitergegeben hat, meldet sich telefonisch bei ihm.
Er erklärt geduldig, dass er nicht der Kreditnehmer sei und dass er auch nicht wisse, wie er zu erreichen sei. Einige Zeit später ruft wieder jemand an, die selbe Geschichte. Irgendwann nun ruft eine Frau an, die von sich behauptet, im "offiziellen" Auftrag anzurufen (also so etwas wie der Steuervollzieher). Er geht (offenbar zu Recht) davon aus, dass das ein Trick ist, weil so etwas fast schon normal ist. Es entsteht folgender Dialog:
"Перепрошую, ви на цю хвилину при виконанні службових обов'язків?" - запитав я. Сувора жінка відповіла ствердно. "Чи можете ви в такому разі розмовляти зі мною державною мовою?" - забагнув я.

Далі наш діалог звучав приблизно так.

Вона: "Я понимаю украинский, можете на нем отвечать".

Я (дуже повільно, виразно артикулюючи кожен склад): "Ви не зрозуміли. Я хочу, щоб ви зверталися до мене державною мовою".

Вона: "У меня не получилось изучить украинский, не сложилось, понимаете? Я обращаюсь к вам на том языке, на котором мне удобно".

[...]
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Hier eine kurze Übersetzung des Dialogs:

"Entschuldigen Sie, sind Sie derzeit im Dienst?" - fragte ich. Die strenge Frau bejahte. "Können sie in diesem Fall dann mit mir in der Amtssprache sprechen?", wünschte ich mir dazu.

Im weiteren spielte sich unser Dialog wie folgt ab:

Sie (in russisch): Ich verstehe Ukrainisch, Sie können in Ukrainisch antworten.

Ich (sehr langsam, jede Silbe sorgfältig artikulierend): Sie haben mich missverstanden. Ich möchte, dass Sie mit mir in der Amtssprache sprechen.

Sie (in russisch): Bei mir hat das mit dem Ukrainisch lernen nicht funktioniert, verstehen Sie? Ich spreche mit Ihnen in der Sprache, die mir bequem ist.

Ich: Sie sind Repräsentantin des Staats im Dienst?

Sie (in russisch): Ja.

Ich: Würden Sie bitte so freundlich sein, Ihre Pflicht in vollem Umfang auszuüben?

Sie (in russisch): Hä?

Ich: Zu Ihren Amtspflichten gehört das Beherrschen der Amtssprache.

Sie (in russisch): NIchts da, werden Sie meine Fragen beantworten oder nicht?

Ich: Werde ich nicht, solange Sie mich nicht in der Amtssprache ansprechen.

Sie (in russisch): Dazu bin ich nicht verpflichtet. Ich lebe in einem freien Land, wo jeder die Sprache sprechen kann, die ihm bequem ist.

Ich (fast vom Stuhl gefallen, als ich vom "freien Land" hörte): Speak English, please.

Sie (in russisch): Häää?

Ich (in deutsch): Wollen Sie Deutsch sprechen?

Sie (in russisch): Hören Sie damit auf!

Ich: Vielleicht hätten Sie die Amtssprache lernen sollen, bevor Sie mich anriefen.

Sie (in russisch, extrem verärgert, wie durch zusammengepresste Zähne): Wie ich Ihnen schon gesagt habe, weil ich in einem freien Land lebe!

Ich: Und was ist Ihrer Meinung nach ein freies Land?

Sie (in russisch): Werden Sie nun auf meine Fragen antworten?

Ich: Werde ich nicht.

Sie (in russisch): Warum?

Ich: Weil ich gern in einem freien Land leben würde.

Den Hörer aufschlagend, drohte sie: "mit Ihnen wird man noch anders reden!" (original: "С вами еще будут говорить по-другому!") "dann auf ukrainisch?", gelang es mir, noch einzuwerfen. Aber ich glaube nicht, dass sie diesen Witz lustig fand.

Ihr "auf andere Weise" hatte eine weitere, finstere Bedeutung, weshalb ich leider nicht fragen konnte, ob sie aus Donetsk kam und wie lange schon sie diese Position in Kyiv bekleidete.
Es genügt nicht, nur keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken!

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Re: Lustig: Andruchovytsch verarscht Inkasso-Leute

Beitrag von Handrij »

Als "Gerichtsvollzieherin" bzw. Amtsvertreterin sollte die Frau wirklich ukrainisch sprechen können.
Andererseits bezeichnet er die Leute aus Donezk als Banditen, aber sein ehemaliger Bekannter in Iwano-Frankiwsk, der Andruchowytschs Telefonnummer bei der Kreditvergabe angab und sich inzwischen aus dem Staub gemacht hat, ist ein ehrlicher Ukrainer und wahrscheinlich ein aufrechter Europäer.
Bis auf die Sprache sehe ich hier keine Unterschiede.

Dass Opa Asarow kein Ukrainisch mehr lernt, war aber allen von Anfang an klar. Gut, er hätte in den 90ern bereits genügend Zeit gehabt. Nichtsdestotrotz wird es einem Janukowytsch nicht anerkannt, dass er inzwischen Ukrainisch spricht. Russophile, wie Kolesnikow und Kolesnitschenko, die sich partout weigern Ukrainisch zu sprechen, werden zur Regel gemacht.
Btw. bei BJuT gab und gibt es ebenfalls einige, die kein Ukrainisch sprechen. Sind die auch Okkupanten? Beispiele: Sentschenko von der Krim und - inzwischen nicht mehr BJuT - Korolewskaja aus Lugansk.

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Re: Lustig: Andruchovytsch verarscht Inkasso-Leute

Beitrag von mbert »

Naja, Du bist da aber auch ein kleines bisschen ungerecht. Insgesamt ist das aus meiner Sicht erstmal ein schon ziemlich lustiger Scherz. Zweitens ist diese Art der Banken, Inkassounternehmen einzuschalten, die dann auf ungesetzliche Weise versuchen, die Forderungen einzutreiben (nichts anderes ist ja diese Art, sich als Beamter auszugeben), ein leider nicht untypisches Merkmal des Zustandes, in dem sich das Land befindet. Wer den Zustand nun zu verantworten hat, ist hier ja auch nicht das Thema.

Schließlich, um das Thema der Sprache noch einmal anzuschneiden: Kann sich irgendjemand hier irgendwo in dem Land den umgekehrten Fall vorstellen - also, dass ein ukrainisch sprechender Zeitgenosse gebeten wird, russisch zu sprechen und das einfach nicht kann? Tut mir leid, dass ich das Thema wieder hervorhole, aber genau das hier ist es, was dem Land blüht, wenn russisch als zweite Amtssprache eingeführt wird. Ein zweisprachiges Land a la Schweiz und Belgien (mal abgesehen davon, dass es da auch nicht wirklich funktioniert, Frankophonie zeigt in der Praxis oft eine ähnliche Renitenz wie Russophonie) setzt ja voraus, dass jeder im Land, jederzeit in der Lage wäre, alle Landessprachen nicht nur zu verstehen sondern auch zu benutzen. Davon ist die Ukraine weit entfernt.

Zuguterletzt: Der Prophet gilt ja bekanntlich im eigenen Lande nichts. Andruchovytsch ist praktisch der Begründer der ukrainischsprachigen literarischen Postmoderne. Seine Werke sind zum guten Teil schon moderne Klassiker. Er hat, wenn man ihn live erlebt, unglaublich Esprit. Nur leider ist er eben ein störrischer Galizier, der seine in anderen Teilen des Landes oft eher unpopulären Ansichten auch offen ausspricht. Seien wir doch froh, dass wir solche Charakterköpfe wie ihn (und meinetwegen auch ein paar andere, wie Zhadan) mit allen ihren Ecken und Kanten überhaupt haben. Mir scheint, diese Art, große Leute gleich wieder kleinzureden, haben Deutsche und Ukrainer vortrefflich gemeinsam.

Es gibt aktuell leider viel zu wenig zum lachen, also genießen wir doch seine Späßchen.
Es genügt nicht, nur keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken!

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