Ich werde mal in mehreren Beiträgen antworten und mich jeweils auf verschiedene Aspekte konzentrieren, aber nicht alles jetzt, dazu fehlt gerade etwas die Zeit.
Ich verstehe schon die Differenzierung, die Du da anbringen möchtest, und aus Deiner Sichtweise, so wie ich sie einschätze, finde ich das auch richtig und akzeptabel. Das Problem ist aber, dass der Begriff "Kommunismus" noch einem ganz anderen Spannungsfeld unterliegt: klassischer Marxismus (so wie Du Dich offenbar einordnest), dann der "real existierende Sozialismus" mit seiner extremsten Ausprägung, dem Stalinismus, und dann aber noch heutige kommunistische Parteien etc. Letztere Gruppe grenzt sich ja nun nicht unbedingt klar vom Stalinismus ab. In der Ukraine ist man "prosowjetisch", aber das mag man eh nicht ernst nehmen, wenn man sich den privaten Fuhrpark von Leuten wie Symonenko oder Martynyuk ansieht. Andere kommunistische Parteien lavieren so irgendwo zwischen theoretischen Marxismus und prinzipbedingter Solidarität mit China herum, und wenn ich mir nur mal in Deutschland "die Linke" ansehe, dann wird es erst richtig absurd - Kritik an Russland oder der Sowjetunion ist fast schon verboten, man hält unverdrossen an der Doktrin des "Befreiervolkes" statt, das wir als die Nachkommen Nazideutschlands gefälligst nicht zu kritisieren haben.Peter Paul hat geschrieben:1. Ich glaube wir sollten uns angewöhnen doch zu unterscheiden und nicht immer von den K o m m u n i s t e n sprechen!mbert hat geschrieben:Ich glaube, es gibt (außer bei den Kommunisten) weitgehend Konsens darüber, dass die Zustände bis ganz oben bekannt waren und das Vorgehen auch von ganz oben zumindest abgesegnet war.
Was ich hiermit sagen will, ist, dass der Begriff Kommunismus in den allermeisten Fällen extrem diffus definiert ist - sehr unterschiedliche Leute bezeichnen sich als "Kommunisten" und sehr unterschiedliche Leute werden von anderen als "Kommunisten" bezeichnet. Insofern gebe ich Dir recht, eine Differenzierung ist dringend notwendig. Ich persönlich würde da eher von den Vätern der Theorie ausgehen: Marxismus, Leninismus, Maoismus, vielleicht auch noch "Real-Sozialismus"?
Ich glaube, hier gibt es zwei Ebenen. Die eine ist, dass konkrete Personen, die sich an die Spitze einer Ideologie und eines Staates gestellt haben, unglaubliche Verbrechen begonnen haben. Die andere ist die Bewertung der Ideologie selber. Ich bin schon der Meinung, dass man das unterscheiden muss, bin aber auch der Meinung, dass man hier rechts und links die selben Maßstäbe ansetzen muss. In der Praxis sieht es leider auch so aus, dass Leute gern entschuldigende Umstände für die Verbrechen ihrer jeweiligen Massenmörder finden und die Verbrechen der anderen Seite als viel schlimmer betrachten.Peter Paul hat geschrieben:Wer das tut versucht den Kommunismus, mit dem Verbrechen des Stalinismus, zu diffamieren; versucht, und das ist speziell bei den Verbrechen des Kapitalismus der Fall, von seinen Verbrechen abzulenken!
Auf Stalin bezogen meine ich damit, dass es der Sache des Marxismus dienen würde, wenn Marxisten sich klar, unmissverständlich und ohne Hintertür vom Stalinismus distanzierten. Das fällt nun doch nicht wenigen etwas schwer, und in dem Zusammenhang empfinde ich dann den Vorwurf, man wolle von den Verbrechen der anderen Seite ablenken, eher problematisch.
Ich habe das mal in ein passendes Unterforum verschoben.
Fortsetzung folgt.